Hätten Sie mich vor dem Bürgergutachten gefragt, wären mir zwei Aspekte wichtig gewesen. Als Privatperson schätze ich Kombibäder sehr, wie z.B. das Seedammbad in Bad Homburg und das Bad in Kelsterbach. Als Vereinsvorsitzender muss ich sagen, dass das Freibad Wetzlar für Vereine nur eine Reservefunktion hat. In den verschiedenen Stufen bis zum Bürgergutachten habe ich aber erfahren, wie wichtig vielen Bürgern, Mitgliedern der Bürgerinitiative, aber auch Kollegen aus der Stadtverordnetenversammlung ein separates Freibad und vor allem der jetzige Standort an der Lahn ist. Folgerichtig ist auch die Einschätzung, dass sich ein neues Freibad deutlich von vergleichbaren Bädern in der Umgebung abheben muss, um Gäste zu binden und neue hinzu zu gewinnen. Schließlich ist es absolut wünschenswert, wenn die schöne Parkanlage auch außerhalb der Freibadsaison nutzbar ist. Mit dem diesem Zwischenergebnis sind wir in die Kommunalwahl 2016 gegangen.
Herr Dr. Büger hat dabei das Freibad als sein Kernthema für die Kommunalwahl entdeckt – als ob es reine Freibadwahlen gewesen wären. Wir haben uns dann hinterher hier in der Stadtverordnetenversammlung unterhalten, wem das Thema eher genützt und wem es eher geschadet hat. Eines muss ich sagen: Wenn die FDP weiterhin die absoluten Kracherthemen so zielsicher identifiziert, hat sie hier nach 16 weiteren Kommunalwahlen die absolute Mehrheit - also in etwa 80 Jahren. Einen richtigen Trend konnte ich aber nicht ausmachen.
Zurück zur Bürgerbeteiligung: Nachdem das Wahlkampfgetöse abgeebt war, ging es mit den Begehungen zur Einbindung der innerstädtischen Wasserläufe weiter. Auch hier gab es wieder eine öffentliche Einladung. Ich kann mich noch gut an einen verregneten Nachmittag erinnern, wo wir auch mit anderen Stadtverordneten, Vertretern der Bürgerinitiative und zahlreichen interessierten Bürgern einige Zeit am Freibad verbracht haben. Im Gedächtnis ist mir vor allem der enge, dunkle und lange Radweg geblieben, der eingezwängt zwischen Lahn und Freibad ist. Und hinter der hohen Hecke lag in einer gänzlich unbenutzten Parkanlage das Freibad im Dornröschenschlaf, wie immer 2/3 eines jeden Jahres.
Danach gab es die Auftaktveranstaltung zur Arbeitsgruppenphase hier im Plenarsaal. Die Einladung war wieder öffentlich und der Saal war gut gefüllt, als wir uns über die drei geplanten Arbeitsgruppen informieren konnten. Ich selbst habe mich damals für die Arbeitsgruppe entschieden, die sich mit der baulichen Gestaltung eines künftigen Freibades beschäftigt. In dieser Arbeitsgruppe haben wir mehrfach getagt, intensiv und teilweise sehr kontrovers diskutiert. Neben anderen Bürgern, war auch die Bürgerinitiative vertreten.
Interessant fand ich die Idee eines Naturfreibades bzw. naturnahen Freibades nicht nur, weil es weniger Eingriffe in die Natur erfordert, sondern weil sowohl die Investitionskosten, als auch die Unterhaltungskosten niedriger sind als bei einem konventionellen Freibad. Dass solche Bäder funktionieren, weiß ich aus eigener Anschauung z.B. in Homburg/Ohm und in der Dahner Felsenlandtherme. Natürlich kann ein solches Bad Gäste abschrecken, die ein gekacheltes Becken und gechlortes Wasser bevorzugen. Mich hat hier aber das natürliche Einfügen in diese schöne Parkanlage überzeugt.
Zudem haben wir in der Arbeitsgruppe Wert daraufgelegt, dass möglichst viele Nutzergruppen ein Angebot finden. Auf der Grundfläche des ehemaligen Schwimmerbeckens haben wir neben mehreren 50m Bahnen einen abgegrenzten Sprungbereich mit 1er und 3er Turm sowie eine Strandzone. Die Beckenbereiche sind miteinander verbunden, so wie wir es z.B. aus dem Rebstockbad in Frankfurt kennen. Zwischen dem großen Becken und dem ganzjährigen Gastronomiebetrieb ist gut einsehbar der Wasserspielplatz mit Sonnensegel für die kleinsten Gäste zu finden. Besonders attraktiv finde ich die großen Stufen zur Lahn hin. Wer schon einmal im Sommer auf der Schleuseninsel in Runkel war, weiß wie schön es ist, an einem heißen Tag die Beine in die Lahn baumeln zu lassen. Insgesamt, so denke zumindest ich, haben wir eine Ideensammlung mit vielen Perspektiven, auf die wir zielführend aufsatteln könnten.
Vielleicht gelingt es uns sogar, die Privatwirtschat einzubinden. Bei der Arena ist es uns mit Rittal gelungen.
Natürlich weiß ich, dass noch viel Arbeit vor uns liegt. Aber mit der Mitteilungsvorlage haben wir wichtige Denkanstöße erhalten, auf deren Grundlage wir gemeinsam und zügig weiterarbeiten können. Es gibt kein Standardmodell für Bürgerbeteiligung. Vielmehr müssen wir bei jedem Einzelfall neu entscheiden, ob und wie wir eine Bürgerbeteiligung durchführen. Hier beim Freibad hatte aber bisher jeder Gelegenheit, sich einzubringen, und ich würde mich sehr freuen, wenn Sie davon auch künftig regen Gebrauch machen würden. Ja, Bürgerbeteiligung kostet Zeit und ist ab und an auch anstrengend. Ich erachte sie aber für sehr lohnend. Es hat mir viel Spaß bereitet und ich bin gerne bei der Entwicklung des künftigen Freibades weiter dabei.

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.